Dem Glück auf der Spur

40 Prozent unseres Glücksempfindens können wir selber beeinflussen 
von Franziska Ziegler, 6. März 2016

Sind Sie glücklich? Wann waren Sie es zuletzt? Warum sollten Sie glücklich sein?

Jeder Mensch möchte wohl ein glückliches und zufriedenes Leben leben. Ich habe auf jeden Fall noch nie jemanden sagen hören: «Hoffentlich wird dies ein schlechter Tag.»

Warum lohnt es sich, sich intensiver mit der eigenen Zufriedenheit zu befassen? Es gibt aus meiner Sicht mindestens zwei sehr gute Gründe:

  • Die Glücksforschung hat die ganz bemerkenswerte Feststellung gemacht, dass glückliche Menschen eine bessere Gesundheit haben, dadurch länger leben, stabilere und länger dauernde Beziehungen pflegen, schneller und einfacher lernen und kreativer und auch erfolgreicher sind.
  • Man hat herausgefunden, dass wir unser Glück und unser Wohlbefinden selber entscheidend beeinflussen und diese sogar wie einen Muskel trainieren können.

Aber was ist eigentlich Glück?

Der Arzt und Neurowissenschaftler Tobias Esch definiert drei Motivationssysteme, sozusagen drei verschiedene Glückszustände, welche mit drei unterschiedlichen Hirnregionen und drei Arten von Botenstoffen verbunden sind.


Quelle. Tobias Esch, Die Neurobiologie des Glücks, S. 134. Grafik: Franziska Ziegler

Der Forscher George Vaillant, der die längste und grösste Studie, die Grant Study, zum Thema Glück begleitete, beschreibt fünf Determinanten für ein gelingendes Leben und eine hohe Zufriedenheit:

  • Das Arbeiten und die dabei erfahrene Hingabe im Flow (mehr dazu im eindrücklichen Ted-Talk von Mihaly Csikszentmihalyi)
  • Das Loslassenkönnen (Umgang mit Veränderungen im Leben)
  • Das Geben (altruistisches Handeln)
  • Die Spiritualität und das Eingebundensein in ein grösseres Ganzes
  • Lieben und geliebt werden

Auf jeden Fall ist die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden die Wichtigste von allen.

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und schreiben Sie auf, was Sie glücklich macht. Ist es ein angenehmes Leben, das auf den schnellen lustvollen Kick ausgerichtet ist, oder ein gutes Leben, in dem Sie sich auf Ihre Stärken und Werte konzentrieren, oder ein Sinn erfülltes Leben, in dem Sie sich auf eine Sie übersteigende Sache fokussieren, Sie über sich hinauswachsen – oder etwas ganz anderes?

Glück und die magische Zahl 40

Glück, Zufriedenheit und Wohlbefinden können grundsätzlich erzeugt, gemessen, dargestellt und auch trainiert werden. Drei Faktoren beeinflussen unser Glücksempfinden:

Grafik: Franziska Ziegler

Wie Tobias Esch in seinem Buch und seinem Artikel «Open your mind and share» in der Zeitschrift Forschung und Lehre beschreibt, können wir unsere Gene (50%) kaum und unsere Lebensumstände (10%) nur beschränkt beeinflussen; unser Verhalten und unsere Reaktion auf die täglichen Erlebnisse haben wir jedoch zu einem grossen Teil selber in der Hand. In diesen 40 Prozent liegt also sehr viel Potenzial. Darum lohnt es sich, unsere Verhaltensweisen auf ihr Glückspotenzial zu überprüfen.

Und genau diese tut der Autor Chuck Bolton in seinem neusten Buch «The reinvented me. Five Steps to Happiness in a Crazy Busy World», das im Dezember erschienen ist. Wie der Titel schon sagt, geht es ihm um fünf ganz konkrete und praktisch umsetzbare Schritte zu mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden. Er ist überzeugt, dass es möglich ist, unser Denken und Handeln neu zu erfinden und unsere Freude zu vergrössern. In den folgenden Blogbeiträgen werde ich noch näher auf seine Erkenntnisse eingehen.

Doch zuerst lädt Chuck Bolton uns ein, auf einer Skala von 1 bis 10 festzulegen, wie glücklich wir heute sind. Lassen Sie sich auf dieses kleine Experiment ein. Wie steht es mit Ihrem persönlichen Glücksquotienten? Sind Sie zufrieden mit Ihrem Wert? Wenn ja, wissen Sie sicher schon sehr gut, wie Sie Ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen können. Vielleicht sind Sie jedoch nicht 100% zufrieden und wünschen sich mehr Glück in Ihrem Leben? Dann profitieren Sie bestimmt von den folgenden Gedanken und Ideen.

Die verrückt beschäftigte Welt

Zu Beginn reflektiert Chuck Bolton in einer pointierten, leicht überzeichneten Zusammenfassung den aktuellen Zustand der Businesswelt: Wir sind oder tun so, als wären wir äusserst beschäftigt, um ja nicht als Taugenichtse zu gelten. Wir benutzen unser Handy durchschnittlich fünf Stunden und checken es insgesamt 85 Mal pro Tag. Und dann staunen wir über den selbsterzeugten Techno-Stress. Die ständigen Ablenkungen und das Gehetze von einem Meeting zum andern tragen nicht wirklich zu unserer Zufriedenheit bei. Im Gegenteil: Ein solches Verhalten steht unserem Glück regelrecht im Weg.

«Are you too busy to be happy?» – Lautet Ihre Antwort auf Chuck Boltons Frage «Ja», dann sind Sie wenigstens nicht allein. Viele Menschen sind der Überzeugung, dass eine noch grössere Anstrengung noch mehr Erfolg verspricht und sie dadurch einst noch glücklicher würden. Leider ist dies ein Trugschluss. Es ist umgekehrt: Es ist das Glücklichsein, welches den Erfolg mit sich bringt.

Veränderung ist möglich

Wir haben es in der Hand. Man hat festgestellt, dass glückliche und erfolgreiche Menschen ihre Aufmerksamkeit viel weniger auf ihre Sorgen richten als unzufriedene Menschen. Aufmerksamkeitsfokussierung heisst das Zauberwort. Es ist entscheidend, ob wir uns in eine Problemtrance begeben oder auf Lösungen fokussieren. All unsere Gedanken, unsere täglichen Aktivitäten und Verhaltensweisen prägen unser Gehirn. Zufriedene Menschen nutzen also unbewusst ihren Geist und ihre Vorstellungen, um erfolgreich zu sein.

Dank der sogenannten Neuroplastizität kann unser Gehirn ein Leben lang Neues dazu lernen und seine Struktur entsprechend anpassen. Also lässt sich in einem gewissen Mass auch das Glück (neu) lernen. Im Coaching begegnen mir immer wieder Menschen, die sich mehr Gelassenheit, Ruhe, Selbstvertrauen oder auch Klarheit wünschen. Wir machen dann zusammen die Erfahrung, dass sich die neue Einstellung, die gewünschte Selbstfürsorge oder das veränderte Handeln nach und nach in den Alltag integrieren lassen.

Das Einzige, was wir brauchen für mehr Zufriedenheit im Leben, sind also unser Wille und bestimmte Fähigkeiten.

Fünf Schritte zur Erneuerung unserer Glückseligkeit

Wir sind nun beim Herzstück von Chuck Boltons Essay angelangt den fünf entscheidenden Schritten hin zu mehr Zufriedenheit im Leben:

1. Schritt: Unsere Denkweise erneuern
2. Schritt: Unsere Beziehungen neu beleben
3. Schritt: Unsere «Glücksfähigkeiten» entwickeln
4. Schritt: Unsere Energie und dann unsere Zeit zurückgewinnen
5. Schritt: Üben, nicht nur ausprobieren

Was macht Sie glücklich? Wir sind neugierig auf Ihre Gedanken und freuen uns über das Mit-Geteilte.

Im nächsten Blog erfahren Sie mehr über den ersten Schritt.

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Kommentare

Esther Frauenknecht am 07.03.2016, 13:03

Schön zu lesen!